Dienstag, 10. Februar 2015

Für Opernliebhaber

Ich hab mir vorgestern den neuen Vivaldi Browser mal heruntergeladen und ihn ein wenig getestet. Als alter Opera-user bin ich seit der Chromifizierung des beBraZ (bester Browser aller Zeiten) auf der Suche nach einem würdigen Nachfolger gewesen. Ich habe eine Weile Opera Next benutzt, aber die Simplifizierung des Browsers ging mir viel zu weit und ich vermisste praktisch alles, was Opera besonders gemacht hat. Keine Tabs an der Seite, kein eingebauter email-client, die customizing-Möglichkeiten praktisch nicht mehr vorhanden, keine Mausgesten, die Liste war endlos. In der Folge habe ich mir dann einige Webkit Browser angeguckt, die aber sämtlich an der selben Krankheit gelitten haben, zu wenige Möglichkeiten den Browser an meine Bedürfnisse anzupassen. Selbst mit den Fantastilliarden an Erweiterungen die Chrome und seine Derivate bieten kam ich nicht annähernd an die usability-Standards heran die ich von Opera 12 gewohnt war, ganz zu schweigen von den fehlenden Features. Das gute an Webkit ist der Umstand dass er relativ fix ist, aber das genügt mir nicht um über die ganzen Unzulänglichkeiten hinwegzusehen.


vertikale Tableiste  und Tabstacking FTW
Also hab ichs mit dem Firefox probiert. Diesen Browser hatte ich vor Jahren schon einmal ausgiebig getestet und prinzipiell für gut befunden, aber er war mir einfach zu träge. Zu dieser Zeit gab es für mich keinen Grund umzusteigen, da Opera eigentlich alles was der Fuchs an -für mich- sinnvollen Erweiterungen anbot bereits mitbrachte und das ohne mir tausendundein plugin herunterzuladen. Ein erneuter Test bestätigte mein damaliges Urteil, außerdem geht Mozilla aktuell den selben Weg wie Google und gibt Funktionalität auf zugunsten einer ge-streamlined-en (sry für das Wortmonster) Nutzeroberfläche. Alles für den Durchschnitts-user, nichts mehr übrig für Nischen-user wie mich. Also sah ich mich nach forks um, die besser auf meine Bedürfnisse zugeschnitten sind. Long story short, ich landete schließlich bei Pale Moon, einem fork, der den Simplifizierungswahn der Mozillla-Foundation nicht mitmacht. Firefox Erweiterungen funktionieren auf diesem fork in der Regel genauso gut wie beim Fuchs selbst und alles in allem ist es ein solider Browser, der aber darunter leidet dass er ein sehr kleines Entwickler-Team hat.

auch die "normale" Tabanordnung is brauchbar
So ganz zufrieden bin ich aber auch mit dieser Software nie gewesen, zu viele Hänger und Crashes. Ich habe mich damit arrangiert und benutze Pale Moon seitdem als meinen Haupt-Browser und Opera Next für die Seiten die beim Mond Probleme machen. Als ich dann bei Heise über das Team um Ex-Opera-Chef Jon von Tetzchner und die Tech-Preview des neuen Vivaldi Browser auf Webkit-Basis gelesen habe wurde dieser natürlich umgehend heruntergeladen und installiert.

Und ich muss sagen dass ich positiv überrascht bin von der Funktionalität und Stabilität die ich in dieser frühen Version der Software vorgefunden habe. Out-of-the-box kann Vivaldi fast alles was ich bei seinen Mitbewerbern so schmerzlich vermisst habe. Ich kann mit der aktuellen Version die Tableiste dahin schieben wo ich lustig bin, auch wenn die Ausführung der vertikalen Tableiste noch etwas zu wünschen übrig lässt. Das Tabstacking ist auch so ein Feature das ich nicht mehr missen möchte, genauso wie frei belegbare Mausgesten.

Funktionen out-of-the-box für die man bei anderen Browsern ewig nach plugins sucht
Das ganze ist natürlich noch sehr holprig und es fehlen noch jede Menge Features, wie zum Beispiel der schon erwähnte Mail-Client, aber alles in allem ist Vivaldi für mich schon jetzt ein Lichtblick am Browser-Markt und ich hoffe dass er sich so entwickelt wie Jon von Tetzchner es angekündigt hat: Ein Browser für Power User, die gar nicht genug Einstellmöglichkeiten haben können.

Strg-q öffnet ein Quick-Menü mit Zugriff auf Tabs und Befehle
Die Benutzbarkeit von Vivaldi ist für mich schon jetzt um ein Vielfaches besser als alles was ich bisher getestet habe. Es kam gleich ein heimeliges Gefühl auf als ich merkte dass Mausgesten standardmäßig funktionieren, wenn es auch mit der Einstellbarkeit selbiger noch genauso hakt wie bei der freien Belegung von Tastaturkürzeln, aber der Browser ist ja auch noch im Alpha-Stadium. Das Design des Interfaces ist allerdings sehr gewöhnungsbedürftig und erinnert mich ein wenig zu sehr an die Abomination Metro-UI, als das ich sagen könnte sie gefällt mir, doch das wird sich wohl mit kommenden Programmversionen anpassen lassen. Was ebenfalls noch fehlt ist die Unterstützung für Chrome Extensions, aber mit ein wenig tricksen kann man selbst diese schon händisch einpflegen und die (für mich) wichtigsten, wie Adblock und Disconnect, funktionieren auch recht gut und machen Vivaldi jetzt schon zu einem leidlich gut funktionierenden Browser, dem die beiden "Großen" bald nicht mehr das Wasser werden reichen können. Zum täglichen Gebrauch als the one and only Browser ist er zwar noch zu instabil und das User interface zu inkonsistent, aber ich bin guter Hoffnung dass ich ab Sommer endlich meinen neuen Browser für die nächsten Jahre gefunden haben werde.
Der Mail-Client soll bald nachgeliefert werden
Die Notizfunktion ist nett und kann jetzt auch Bilder

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