Dienstag, 24. März 2015

The Imitation Game


Es ist mal wieder an der Zeit für eine kurze Filmbesprechung. Ich sehe ja sehr gerne sogenannte Biopics, die sich mit dem Leben von wichtigen oder interessanten historischen Persönlichkeiten befassen. Ein Vertreter dieser Gattung ist auch The Imitation Game, den ich neulich abends geguckt habe. Es geht hier um das Leben des Codeknackers und begnadeten Mathematikers Alan Turing, der im zweiten Weltkrieg damit beauftragt war dabei zu helfen den Code der deutschen Verschlüsselungsmaschine Enigma zu knacken und dessen Arbeit entscheidend dazu beitrug den Krieg zu verkürzen.
Ein Film über die Kriegszeit ohne große Schlachtszenen, ohne Nazis und ohne heroische amerikanische Befreier der Welt, was kann dabei schon groß rauskommen? Ein ganz hervorragendes Stück englisches Kino, wie sich herausstellt.

Vorsicht! Leichte Spoiler. Wer nichts von Alan Turing weiss und sich den Film nicht verderben möchte, sollte gleich zum nächsten Absatz springen. 

Das Drehbuch zum Film von Regisseur Morten Tyldum (ein Norweger, der in Skandinavien wohl recht bekannt ist, von dem ich aber noch nie etwas gesehen habe) ist an das Buch "Alan Turing: The Enigma" von Andrew Hodges angelehnt. Der Film beschäftigt sich hauptsächlich mit der Zeit des WK II, als Turing im geheimnisvollen Bletchley Park Komplex mit dem Knacken des deutschen Codes beschäftigt war. Als Rahmenhandlung dient eine polizeiliche Untersuchung in den frühen fünfziger Jahren, bei der Turing zunächst verdächtigt wurde ein russischer Spion zu sein. Im Laufe der Ermittlungen stellt sich jedoch heraus, dass er eines, in den Augen der damaligen britischen Öffentlichkeit genauso schlimme, Verbrechens schuldig war: Er war ein poof, ein Homossexueller.
Dieses "Verbrechen" war auch das, was ihn später das Leben kostete. Er wurde nämlich dazu verurteilt eine chemische Kastration über sich ergehen zu lassen, was zu einer schweren Depression und schließlich zu seinem Selbstmord im Jahr 1954 führte.
Im Verlauf des Films werden auch immer wieder Szenen aus Turings Jugend eingestreut um seine Motivation und seinen Werdegang zu verdeutlichen. In dieser Zeitlinie erfahren wir etwas über die Schwierigkeiten die der Junge mit den meisten seiner Klassenkameraden hatte und über die frühe Liebe Turings zu seinem besten Freund, der dann an einer Krankheit stirbt. Dieses Trauma hat der junge Turing nie wirklich verarbeitet, weshalb er seine Version der bomb-Dechiffrier-Maschine auch nach seinem verstorbenen Freund benannte um ihm so ein Denkmal zu setzen.

Spoiler Ende

Benedict Cumberbatch, der in der Rolle des Alan Turing hervorragend aufgeht, spielt den exzentrischen und manchmal recht arroganten Mathematiker. Die Schauspielkunst von Cumberbatch überrascht mich immer wieder. Egal ob als geniale Neu-Ausgabe von Sherlock Holmes, als Khan in der eher flachen Neuverfilmung von Star Trek II, die außer Cumberbatch und tollen CG-Effekten nicht viel zu bieten hatte, oder als junger Stephen Hawking in der tollen BBC Produktion "Hawking", er geht vollkommen in seinen Rollen auf, so dass ich nie das Gefühl habe ich sehe Cumberbatch, der eine Rolle spielt. Ach ja, er ist übrigens auch die Stimme vom Drachen Smaug in der Hobbit Trilogie und in "August: Osage County" muss er auch sehr gut sein, aber den habe ich (noch) nicht gesehen.

Aber genug geschwärmt - Na gut, noch ein bisschen mehr. Der Film ist, auch abgesehen vom großartigen Haupdarsteller und der ebenfalls tollen Keira Knightley in der Rolle der Joan Clark, hervorragend besetzt und das macht die historischen Ungenauigkeiten, von denen es im Film nur so wimmelt, meiner Meinung nach verzeihbar. Alles in allem würde ich den Streifen jedem empfehlen, der nicht unbedingt ein Hollywood-gerechtes happy end braucht um einen Film gut zu finden. Das Ende ist nämlich ein echter tear-jerker.


Fazit:
8/10 hätte der Drehbuchautor sich mehr an die historischen Tatsachen gehalten wäre es locker eine glatte 10 geworden

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