Freitag, 14. August 2015

Da freut sich die Mutti bestimmt...

Eine Ghanaerin in Hannover hat ihre Tochter Angela genannt. Diese nicht sehr sensationelle Nachricht ist dem Spiegel eine Meldung im Ressort "Panorama", dem Tagesspiegel eine im Ressort "Welt" und dem Merkur gar eine im Ressort "Politik"(!) wert. Die zig anderen "Nachrichtenportale" die die Meldung verbreiten habe ich mir gar nicht mehr angeguckt.

O tempora! O mores! (ha, ich wusste doch, dass die Asterix-Lektüre sich früher oder später auszahlen würde) So möchte man ausrufen bei dem Gedanken daran, dass die Namensgebung eines kleinen Mädchens - die zudem bereits ein halbes Jahr her ist, die kleine wurde nämlich schon im Februar geboren - Nachrichtenwert hat.

Na gut, die deutsche Presse ist ins Sommerloch gefallen und berichtenswertes gibt es dieser Tage scheinbar sonst nichts. Außerdem habe ich eine klitzekleine Besonderheit in meinem Einleitungssatz unterschlagen: Die Frau hat ihre Tochter nicht einfach Angela genannt, nein sie hat ihren Sprössling mit dem Namen Angela Merkel gestraft. Mir tut das Kind ja leid, aber Frau Adé, die Mutter der Kleinen, hat sich bei der Namensvergabe bestimmt etwas gedacht. "Sie ist eine sehr gute Frau, mir gefällt sie" diktierte sie dem dpa-Menschen der sie aufgestöbert hat. Nun, dagegen ist nichts einzuwenden, in dem Eifel-Kaff aus dem ich stamme gibt es auch Leute, die in den späten Dreißigern geboren sind und Adolf heißen. Aber ich würde wetten, dass dieser Umstand es damals nicht in die Zeitung geschafft hat.

Die Spiegelmeldung ist mir da noch am wenigsten sauer aufgestoßen. Sechs kurze Sätze, in denen auch noch die Information enthalten ist, dass das arme Kind in einem zum Flüchtlingsheim umgebauten ehemaligen Krankenhaus lebt. Die Artikel im Tagesspiegel und im Merkur geben sich damit nicht zufrieden. Wuschellocken habe der "süße Fratz" erfährt der geneigte Leser, und außerdem noch die wahnsinnig wichtige Tatsache dass das Aufenthaltsrecht der kleinen gesichert ist, dank des deutschen Passes des Vaters. Das alles ist schön für Frau Adé und ich wünsche ihr und ihrem Kind alles nur erdenklich Gute, aber mir erschließt sich beim besten Willen nicht der Nachrichtenwert dieser Meldung und schon gar nicht die politische Brisanz.

Immerhin blendet der Tagesspiegel einen kritischen Kommentar eines Users aus der Community ein:
"Man müsste eher sagen: Mutter und Kind sind nicht wegen Merkel in Sicherheit, sondern trotz Merkel, weil es die Familie entgegen aller zynischen Abwehrpolitik (für die Merkel persönlich mitverantwortlich ist) lebendig über das Mittelmeer geschafft hat."
Für diese Erkenntnis hat es bei den Hofberichterstattern der Nachrichtenportale dann wohl nicht mehr gereicht...

1 Kommentar:

  1. Insgesamt eine echt irre Meldung.
    Zumal ich mich frage warum Mutter und Kind in einer Flüchtlingsunterkunft leben, wenn der Kindsvater einen deutschen Pass hat?
    Oder lebt der Vater auch in einer Flüchtlingsunterkunft trotz deutscher Staatsangehörigkeit?
    Oder ist das Kind eine Folge von Genshopping und müsste eigentlich Horst Seehofer Ad'e heißen.

    Ich fürchte wir werden keine Aufklärung erhalten.

    Trozdem alles gute für Mutter und ihre beiden Kinder.

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